Storytelling

Es ist verrückt, wie schnell mich momentan die "Zukunft" überrollt. Kaum wage ich, im Hinterkopf von einem multimedial erzählten "Buch" zu träumen, das auch noch andere mit mir erzählen, da gibt es bereits Begriffe für die verrückten Ideen. Eins ist jedenfalls sicher: Auch wenn sich Buchmoden immer wieder wandeln mögen und der Hype von heute schon morgen im Laden auf den Stapeln liegenbleibt, Autoren werden immer gefragt sein.

Vorausgesetzt, sie können gut Geschichten erzählen! Unabhängig vom Medium, unabhängig von literarischen Formen, offen für die adäquate "Verpackung", die eine Geschichte fordert. Ich staune manchmal, wenn ich erfahre, wie viele Kolleginnen und Kollegen aus der Belletristik sich tatsächlich einbilden, Geschichten könne man nur in Romanen erzählen. Nein. Gute Geschichten sind Grundlage von Sachbüchern genauso wie von Zeitungsartikeln, aber auch von Computerspielen oder Werbespots. Wer das einmal verstanden hat, der rückt wieder ganz nah unseren großen Vorbildern und Urahnen auf den Pelz, die einst am Lagerfeuer zum kulturellen Gedächtnis der Sippe wurden, Wissen speicherten und weitergaben, aber auch unterhielten und Gefühle hervorkitzelten. So wichtig wie die Schamanen waren die großen Geschichtenerzähler - und ohne Geschichten hätte es keine Zivilisation gegeben (das ist wissenschaftlich erwiesen).

Woher also diese Angst kommen mag, eines Tages mit den eigenen Geschichten überflüssig zu werden, ist mir unergründlich. Angst muss ich davor haben, dass ich eines Tages vielleicht selbst nichts mehr zu sagen habe und die Welt besser mit meinem Gesabbel verschonen sollte. Aber eine gute Geschichte bricht sich den Weg frei, egal, ob man zur Zeit ihres Erzählens Keilschrifttafeln ritzt, Hieroglyphen malt, Bücher druckt oder Bücher verbietet.

Wer sich für das interessiert, was man "Transmedia Storytelling" nennt, kann im nächsten Jahr an einer eigenen Konferenz dafür teilnehmen: Die stART conference im November 2011 steht unter dem Thema "Die Kunst des Digitalen Erzählens - Transmedia Storytelling". Die Veranstalter schreiben dazu:
"Fasst man die Entwicklungen der beiden letzten Jahre im Internet zusammen, ist der nächste Schritt logisch: Narrative Dramaturgie, Technik-Know-How und Kommunikationskompetenz verschmelzen zu einer kreativ-lukrativen Symbiose."
Wer jetzt einwerfen mag, bis zu dieser Zukunft sei es ja noch lange hin, dem sei der Link zu Story Drive Frankfurt ans Herz gelegt. Dort kann man sehen, dass Transmedia Storytelling nicht nur längst ein Thema bei den großen Medienmachern ist, sondern auch bei der letzten Frankfurter Messe verhandelt wurde.
Und weil bis November 2011 tatsächlich noch ein wenig Zukunft verstreichen muss, werde ich natürlich die Sache beobachten und berichten, wenn es Spannendes gibt.

Also keine Angst: Gute Geschichtenerzähler werden auch in Zukunft nicht arbeitslos. Es entstehen ständig neue Höhlen mit neuen Kunstformen des Erzählens. Es schadet also nicht, den Hintern vom eigenen Feuer einmal hochzubekommen und in diesen anderen Höhlen zuzuhören und zu lernen. Könnte nämlich durchaus passieren, dass die eigene Geschichte sich an einem anderen Feuer viel wohler fühlt. Ich glaube nämlich, Geschichten wissen manchmal selbst besser als ihr Autor, was sie brauchen.

Kleine Warnung: Es ist erstaunlich, mit welcher Chuzpe sich Druckkostenzuschussverlage bei  der eigentlich seriösen Story Drive Frankfurt einnisten, aber solange sie auch ordentliche Mitglieder im Börsenverein und anderen Verlegerverbänden sein dürfen ... Drum bei jeder Partnersuche, bei jedem Geschäft: Trau, schau, wem!

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